Die Infusionstherapie


 

Was bedeutet eine Infusionstherapie und wofür soll das gut sein?

Was sind kristalloide oder kolloide Infusionslösungen?

Wann wird welche Lösung verwendet?
 

Diese und andere Fragen soll der nächste Artikel beantworten.


Was ist eine Infusionstherapie?

Als Infusionstherapie bezeichnet man die kontinuierliche oder zeitl. begrenzte, parenterale Gabe von Flüssigkeiten (Medikamente, Elektrolytlösungen usw) über eine Venenverweilkanüle (intravenös). In der Intensivmedizin geschieht dies meistens über einen ZVK (ZentralerVenenKatheter).

In der Intensivpflege schlagen wir uns mit so manchen Infusionen herum. Kurzinfusionen, Volumentherapie, parenterale Ernährung oder noch mal ne Ringer im Nebenschluss, wer kennt das nicht. Alles das zählt zur Infusionstherapie.

Welche Infusionslösungen gibt es? Wann werden die unterschiedlichen Lösungen angewendet?

Je nach Indikation gibt es verschiedene Infusionslösungen die zum Einsatz kommen:

  • Isotonische Kochsalzlösung (Kristalloid)
  • Vollelektrolytlösungen (Kristalloid)
  • Glukoselösungen (Kristalloid)
  • Kolloidale Lösungen (Kolloidal)
  • Osmotherapeutische Lösungen


Isotonische Kosalzlösung (NaCl0,9%)

Die isotonische Kochsalzlösung oder kurz NaCl0,9% , wird häufig als sog. Trägerlösung für Medikamente verwendet. NaCl0,9% zählt zu den kristalloiden Lösungen

Isotonisch bedeutet das sich die Lösung zum Blutplasma isoosmotisch verhält. Das heißt, das die Infusionslösung, wenn sie sich in der Vene befindet, keine Flüssigkeit aus dem umliegendem Gewebe (extravasal) anzieht. Weiterhin bedeutet isoosmotisch das die Infusionslösung in der Vene (intravasal) bleibt und nicht gleich in das umligende Gewebe "gesaugt" wird. Es herrscht also ein osmotisches Geichgewicht zwischen den einzelnen Flüssigkeitsräumen. Um das zu erreichen befindet sich in einem Liter NaCl0,9% 9g Kochsalz (Natriumchlorid).

Bei Patienten mit einer Nierenschwäche oder einer Dialysepflichtigkeit (Hyperkaliämie) wird NaCl0,9% bevorzugt gegenüber einer Vollelektrolytlösung angewendet. Grund dafür ist das in NaCl0,9% keine weiteren Elektrolyte enthalten sind. Ansonsten wird NaCl0,9% eher selten zur Flüssigkeits- oder Volumentherapie eingesetzt, da immer die Gefahr einer Hypernatriämie besteht.


Vollelektrolytlösungen (kristalloide Lösung)

Vollelektrolytlösungen enthalten Elektrolyte (Natrium, Kalium, Calcium , Magnesium) in blutähnlichen Konzentrationen. Aus dem Grund können, wenn nötig, große Mengen dem Organismus zugeführt werden, ohne das physiologische Gleichgewicht des Blutserums durch Verdünnung zu stark zu stören. Weiterhin sollten Vollelektrolytlösungen auch organische Puffer wie z.B. Acetat enthalten.

Vollelektrolytlösungen sind aufgrund ihrer Zusammensetzung isotonisch und werden häufig für die Flüssigkeitszufuhr bei parenteraler Ernährung verwendet. Ebenfalls häufig werden Vollelektrolytlösungen für die Volumentherapie verwendet.


Glukoselösungen (krisalloide Lösung)

Glukoselösungen gibt es in unterschiedlichen Konzentrationen (10-40%). Glukoselösungen zählen zu den Kristalloiden Lösungen. Sie eignen sich nicht, egal in welcher Konzentration, für die Volumentherapie. Grund: Zum einen kommt es zum Anstieg des Blutszuckerwertes und zum anderen kann es zu einer Elektolytverschiebung und deren Folgen kommen. Glukoselösungen verweilen nicht lange im Blutgefäß (intravasal) sondern sie wandern schnell in das umliegende Gewebe ab (extravasal). Dort kann die anfallende Flüssigkeit zu Oedemen führen (Lungenoedem, Hirnoedem, Gewebe). Deshalb werden Glukoselösungen auch als "freies Wasser" bezeichnet.

Glukoselösungen werden vorsichtig bei einer Hypernatriämie infundiert. Dabei macht man sich die Elektrolytverschiebung zu nutze. Weiterhin wird Glukose bei einer Hypoglykämie angewendet oder zur Ergänzung bei einer parenteralen Ernährung. Es gibt nur wenig Medikamente die mit einer Glukoselösung als Trägerlösung verabreicht werden müssen.

Bei einer Hyperkaliämie wird in einigen Fällen eine Glucoseinfusion mit Insulin langsam infundiert, um den Serumkaliumspiegel zu senken. Platt gesagt: Kalium verschwindet zusammen mit Insulin und Glukose in die Zelle und die Gukose in der Infusion gleicht den Verlußt an Blutzucker aus.


Kolloidale Lösungen

Kolloidale Infusionslösungen erhöhen den kolloidosmotischen Druck im Blutgefäß, wodurch Wasser besser im Gefäßsystem (intravasal) gehalten wird. Grund dafür ist der Gehalt an Makromolikülen wie Kohlenhydrate (z.B.Hydroxyethylstärke) oder Proteine (z.B.Gelantine). Der erhöhte kolloidosmotische Druck hält solange an bis Enzyme des menschl. Organismus die Makromoleküle zersetzt haben.

Kolloidale Lösungen eignen sich, wegen der längeren Verweildauer im Gefäßsystem, als Volumenersatz beim hypovolämischen Schock. Auch zur Volumentherapie bei z.B. Sepsis finden kolloidale Lösungen ihre Verwendung.

Bei der Verwendung von kolloidalen Lösungen kann es zu allergischen Reaktionen kommen (anaphylaktischer Schock). Die Menge der infundierten Lösung muss im Auge behalten werden da es zur Beeinträchtigung der Blutgerinnung kommen kann. Weiterhin kann es zum akuten Nierenversagen kommen.


Osmotherapeutische Lösungen

Osmotherapeutische Lösungen enthalten Wirkstoffe wie z.B. Glycerin oder Mannit. Diese Wirkstoffe führen zu einer Erhöhung des osmotischen Drucks im Extrazellulärraum was wiederum zur Folge hat das Wasser aus dem Gewebe (Intrazellulärraum) entzogen wird.

Osmotherapeutika werden zur Behandlung von Oedemen (oft Hirnödem) verwendet. Die beschleunigte Flüssigkeitsausscheidung der Lösung wird auch zum entgiften von nierengängigen giftigen Substanzen genutzt.