Muskelrelaxantien


Definition

Ein Muskelrelaxanz ist eine Substanz, die eine reversible schlaffe Lähmung der quergestreiften Skelettmuskulatur bewirkt Muskelrelaxantien lassen sich in zwei Gruppen Unterteilen:

  • Nichtdepolarisierende Muskelrelaxantien
  • Depolarisierende Muskelrelaxantien



Funktion und Wirkungsweise der neuromuskulären Blockade an der  motorischen Endplatte

  • Neuromuskuläre Endplatte
  • Verbindet das Axon eines motorischen Nerven mit der Muskelzelle
  • Das Axon teilt sich in der Nähe der Muskulatur in zahlreiche Füßchen
  • Das „ Füßchen“ ist durch einen schmalen Spalt von der Muskelzelle getrennt
  • Im Innern des axonalen Teils der Endplatte befinden sich Vesikel ( Bläschen ), sie beinhaalten Acetylcholin
  • Am synaptischen Spalt sind Freisetzungsstellen für das Acetylcholin ausgebildet
  • An der Oberfläche der Muskelzelle befinden sich Rezeptoren für das Acetylcholin

Funktion:

  • Bei Erregung der Nervenzelle wird Acetylcholin als Transmitter aus den Vesikeln über die axonalen Freisetzungsstellen in den synaptischen Spalt abgegeben
  • Das Acetylcholin diffundiert zu den Rezeptoren der Muskelzelle, bindet sich dort an.
  • Dadurch kommt es zu einer Änderung des Spannungspotntials der Muskelzelle
  • Damit kommt es zu einer Depolarisation des Membranpotentials ( Erregung ), womit die Kontraktion der Muskelzelle ausgelöst wird
  • Acetylcholin wird widerum rasch durch Diffusion und enzymatischem Abbau durch Acetylcholinesterase aus dem Synaptischen Spalt entfernt
  • Anschließend resynthese des Acetylcholin und Speicherung in den Vesikeln
  •  Bindungsstellen am Rezeptor sind wieder frei und stehen für  eine erneute Erregung zur Verfügung



Wirkung der Muskelrelaxanzien an der neuromuskulären Endplatte

  • Die Muskelrelaxanzien lagern sich an die Acetylcholinrezeptoren der Muskelzelle an
  • Sie besetzen diese Bindungsstellen, dass sie für Acetylcholin nicht mehr zur Vewfügung stehen
  • Bei der Erregung der Nervenzelle wird dann zwar die Überträgersubstanz Acetylcholin freigesetzt, das Acetylcholin kann aber an der Muskelzelle nicht zu einer Wirkung mit den Rezeptoren gelangen
  • Folge: der Muskel ist gelähmt, aktive Bewegungen sind ausgeschlossen



Depolarisierende Muskelrelaxanzien

Depolarisationsblock

  • Führen am Anfang ihrer Wirkung zu einer kurzen Muskelkontraktion ( z.B. Succinylcholin ) Ursache :  Bindung des Muskelrelaxanz an die Rezeptoren. Sie wirken hier wie Acetylcholin erregend. Diese Erregung führt zu einer Muskelkontraktion. Sichtbar durch Muskelfibrillieren ( Muskelkater )
  • Der Abbau des depolarisierenden Relaxanz ist wesentlich langsamer. Es besteht eine bessere Haftung am Rezeptor 
  • Succinylcholin Abbau durch Pseudocholinesterase (wird in der Leber synthetisiert und kommt hauptsächlich im Serum vor)

Dualblock

  • Tritt nach wiederholter Applikation eines depolarisierenden Relaxanz auf ( z.B. Succinylcholin)
  • Das Abbauproduckt Cholin besitzt curare ähnliche Wirkung
  • Ein Dualblock ist atagonisierbar durch Cholinesterasehemmer

 

Nichtdepolarisierende Muskelrelaxantien

  • Nichtdepolarisierende Muskelrelaxanzien binden auch an die Rezeptoren
  • Es kommt zu keiner Erregung der Muskelzelle
  • Freigesetztes Acetylcholin tritt auf besetzte Rezeptoren
  • Antagonisierbar durch Acetylcholinesterasehemmer ( Hemmung des Abbaus des Acetylcholin, dadurch Übergewicht des Acetylcholin, Acetylcholin verdrängt das Relaxanz vom Rezeptor

Nichdepolarisierende Muskelrelaxanzien :

  • Alcuronium    =   Alloferin
  • Rocuronium   =   Esmeron
  • Vecuronium   =   Neucuron
  • Mivacurium   =   Mivacron
  • Pancuronium =   Pancuronium


Hauptwirkung


  • Reversible schlaffe Lähmung der quergestreifeten Muskulatur
Reihenfolge der Muskellähmung
  • Zuerst die schnellen kleinen Muskeln ( Auge, Ohr, Finger Zehen )
  • Extremitäten und KörperstammInterkostalmuskulatur und Zwerchfell
  • Rückgang ( Narkoseausleitung  ) in umgekehrter Reihenfolge


Weitere Wirkung
  • ZNS = keine Wirkung
  • Autonoms bzw. vegetatives Nervensystem: Relaxanzien wirken mehr o. weniger selektiv auch am autonomen NS weil Acetylcholin der Überträgerstoff  an allen präganglionären Synapsen des Sympatikus, des NNM und des postganglionären parasympatischen Synapsen ist. Z.B. Tachycardie, Histaminfreisetzung, RR-Anstieg, gesteigerte Spichelsekretion, Bronchospasmus etc.

 Hohe Dosen verkürzen die Anschlagzeit und verlängern die Wirkdauer. ( Tabelle unten)


Metabolischer Abbau

  • Succinyl: Pseudocholinesteras2
  • Mivacron: Hydolyse
  • Esmeron: über den Leber/Gallenweg
  • Norkuron / Pankuronium: Leber


Depolarisierende Muskelrelaxanzien

NaName

Wirkungseintritt

Wirkungsdauer

Intubationsdosis

SuSuccinylcholin

Ca. 60 – 90 Sekunden

5-10 Min.

Ca. 1-1,5mg/Kg

 Nichtdepolarisierende Muskelrelaxanzien

NaName

Wirkungseintritt

Wirkungsdauer

Intubationsdosis

Nachinjektion

PaPancuronium

1 – 5 Min.

Ca. 45 Min.

0,04mg – 0,1mg/kg

0,02mg-0,03mg/kg

NeNeucuron

2 – 3 Min.

30 – 60 Min.

0,05mg – 0,1mg/kg

0,03mg/kg

EsEsmeron

1,5 – 3 Min.

30 – 40 Min.

0,6mg – 0,8mg/kg

0,15mg/kg

MiMivacron

3 -5 Min

10 – 25 Min.

0,1mg – 0,25mg/kg

0,05mg-0,02mg/kg